Unser Bemühen um Wahrhaftigkeit

STELLUNGNAHME VON FR. ALOIS

Taizé,  4. Juni 2019

Ich ergreife heute das Wort, weil ich mit großer Trauer von Fällen erfahren habe, in die Brüder der Communaute verwickelt waren. Obwohl diese Ereignisse lange zurückliegen, sind wir als Communaute überzeugt, darüber sprechen zu müssen: Es handelt sich um fünf Fälle sexualisierter  Gewalt gegen Minderjährige aus den 1950er bis 1980er Jahren durch drei Brüder, von denen zwei vor über 15 Jahren verstorben sind.

Als ich von diesen Anschuldigungen erfuhr, habe ich als erstes begonnen, zusammen mit einigen meiner Brüder, den Betroffenen zuzuhören, ihnen vorbehaltlos Glauben zu schenken, ihren Schmerz ernst zu nehmen und ihnen so gut wie möglich beizustehen.

 

In den vergangenen Jahren ist in der Gesellschaft erfreulicherweise ein tiefes Bewusstsein dafür entstanden, wie schwer jede Verletzung der Unversehrtheit einer Person wiegt. So verlangt mittlerweile das französische Recht, alle derartigen Vergehen – unabhängig davon, wann sie begangen wurden – zur Anzeige zu bringen.

Um unser Bemühen um Wahrhaftigkeit fortzusetzen, habe ich nach Rücksprache mit den Betroffenen die Staatsanwaltschaft über diese fünf Fälle in Kenntnis gesetzt.

 

Wir bekennen, dass auch diese in der Vergangenheit durch Brüder begangenen Übergriffe zur Geschichte unserer Communaute gehören. Diese Offenlegung ist Teil unserer Suche nach Wahrhaftigkeit, die damit begonnen hatte, dass wir den Betroffenen zuhören. Auch heute steht die Sorge um sie für uns im Mittelpunkt; wenn wir hören, was sie erlebt und erlitten haben, empfinden wir Scham und tiefen Schmerz. Diese Stellungnahme kann möglichen weiteren Opfern Mut machen, sich zu melden: wir werden ihnen zuhören und sie bei den Schritten unterstützen, die sie unternehmen möchten.

Wir sind überzeugt, dass wir nur durch ein offenes Umgehen mit diesen Ereignissen und mithilfe von Personen außerhalb der Communaute dazu beitragen können, all jene wirksam zu schützen, die uns dadurch, dass sie nach Taizé kommen, ihr Vertrauen schenken. Diese Stellungnahme sind wir den Betroffenen schuldig, ihren Familien und allen, die in Taizé einen Ort des Vertrauens, der Sicherheit und der Wahrheit suchen.“ 

 

Der vollständige Text ist auf der Homepage von Taizé zu finden unter dem Titel:

Unser Bemühen um Wahrhaftigkeit.

 

Vielleicht kann diese Stellungnahme betroffenen Gruppen oder Gemeinschaften eine Anregung sein.